Kielet

Eurythmie

Eurythmie während der Tagung in Jekaterinburg

Eurythmie wird ein wichtiger Teil der Tagung «Die Seele Europas» in Jekaterinburg sein. Jeden Morgen wird die Grundsteinmeditation Rudolf Steiners auf Deutsch und auf Russisch von Eurythmisten des Theater-Studios Eurythmie aus Sankt Petersburg aufgeführt. Am Freitagabend wird das Projekt «Hören ─ Sein ─ Schaffen: Der Atem der Zeit» aufgeführt. Die Projektleiterin schreibt zu diesen Angeboten folgendes:

«Hören ─ Sein ─ Schaffen: Der Atem der Zeit»

Mit diesem Projekt bemühen wir uns, Zeitgenossen zu sein. Das zeigt sich nicht nur darin, dass im Programm Musik von heutigen Komponisten erklingt (Julien Marchal, Sylvain Chauveau, Arvo Pärt und Ilja Livschiz) und versucht wird, Sprüche und Gedichte von Rudolf Steiner, Albert Steffen und Franz von Assisi zur Darstellung zu bringen, sondern auch in der zugrundeliegenden Idee: In künstlerischen Bildern und Stimmungen durch das Leben zu gehen – von der Idylle über Erschütterung zu einem neuen Verständnis der Welt und von Christus, zur inneren Umwandlung, zum Überschreiten der Schwelle.

Hören bedeutet Inspiration. In der Vergangenheit gehörte es zum Menschen. Der Mensch konnte sich hineinhören in die Welt, der Welt Fragen stellen und er bekam Antwort. Aber die Fähigkeit, die geistige Welt zu hören, versiegte. Nur für Auserlesene blieb sie offen. Aber es fing eine neue Zeit an: der Mensch fing an, im Lichte der Erkenntnis seines Lebens und seiner Aufgaben in die Welt zu kommen. Wenn sich der Mensch in diesem Sinne „Hören“ und „Sein“ erobert, spürt er, dass es noch nicht genügt. Jetzt muss man „schaffen“ lernen, „mit-schaffen“. Aus dem eigenen Tun werden wir „Mit-Schöpfer“ der geistigen Welt. Heute besteht der Weg der Inkarnation darin, im Denken, Fühlen und Wollen Mitschöpfer der geistigen Welt zu werden – mit-hören, mit-sein, mit-schaffen.

Hören heisst, sich in der Welt aufzulösen. Sein wird zum zu-sich-selber-kommen, zum Zusammenklang mit der Welt. Schaffen wird zur Durchbruch ins Geistige.

Franz von Assisi beschreibt in seinem Sonnengesang diesen Weg auf unbewusste Weise. Er ging so durch sein Leben, dass er lernte, die Welt zu hören und auf die Welt und den Herrn zu blicken. In der Grundsteinmeditation kann sich nicht nur der Auserwählte, sondern jeder Mensch durch die Glieder, das rhythmische System und das Haupt in seinem Ich-Wesen mit der Welt verbinden.

Unser Ich ist unsere Sonne. Wo Franz von Assisi ein bildhaftes, naives Hellsehen erreichte und sich an der Schönheit und Weisheit der Welt begeisterte, da wendet sich Rudolf Steiner an die Seele des Menschen und zeigt jedem den Weg. Dem heutigen Menschen ist Geist, Seele und Christus durch die schöpferische Erkenntnis des Schaffens zugänglich, durch Denken, Fühlen und Wollen. Nicht das Zusammenfliessen mit dem Herrn, nicht die Verantwortung auf geistige Kräfte abzuschieben ist heute die Aufgabe des Menschen, sondern sich selbst in sich und zugleich in Gott zu finden. Das heisst „schöpferisch sein“.

Olga Gerasimova

Die Grundsteinmeditation

Seit 18 Jahren arbeitet das «Theater-Studio Eurythmie» in Sankt Petersburg an vielen Eurythmieprojekten. Eines davon ist die eurythmische Darstellung der Grundstein-Meditation, die Rudolf Steiner zur Neubildung der Anthroposophischen Gesellschaft während der Weihnachtstagung 1923/1924 gegeben hat. Kurz darauf hat er dazu auch Eurythmieformen gezeichnet. Die eurythmische Darstellung dieser Meditation ist anspruchsvoll. Die fünf Eurythmistinnen des «Theater-Studios Eurythmie» haben sie in Zusammenarbeit mit Angela Locher, einer führenden Eurythmistin aus Dornach, in jahrelanger Bemühung sowohl in deutscher Sprache als auch in russischer Übersetzung erarbeitet. Dabei ging es zugleich um ein gründliches Verstehen der Besonderheiten der Eurythmie in russischer Sprache, an denen bereits Marie Savitch zu Lebzeiten Rudolf Steiners gearbeitet hat. ─ Die Grundsteinmedition soll während der Tagung in Jekaterinburg jeden Tag aufgeführt werden und so zu einem vertieften Erleben führen.
Olga Gerasimova im Namen des «Theater-Studio Eurythmie» Sankt Petersburg

Theater-Studio der Eurythmie“ (St. Petersburg)
Das „Theater-Studio Eurythmie“ wurde 2002 von Eurythmisten gegründet, die in St. Petersburg und Moskau ausgebildet waren. Während 20 Jahren kreativer Tätigkeit hat das Kollektiv verschiedene Eurythmie Projekte durchgeführt, darunter Programme für Poesie und Musik sowie Bühnenaufführungen. Unsere Aufführungen richten sich sowohl an Kinder als auch an ein erwachsenes Publikum. Wir treten an verschiedenen Orten auf: im Freien, in Theatern, Museen, Kindergärten, Krankenhäusern und vielem mehr.
Wir haben unsere Auftritte bereits in Moskau, St. Petersburg, Jaroslawl, Jekaterinburg (Russland), Finnland, Deutschland, Österreich, Holland, Schweden und der Schweiz gezeigt.
Ein wichtiges Tätigkeitsfeld ist die Untersuchung und Entwicklung von Themen, die für die russische Eurythmie charakteristisch sind. Diese Arbeit wurde von Elisabeth Reimann von Sievers (19.3.1922 – 4.4.2018) initiiert.
Das gesamte Team und alle Teilnehmer nehmen einzeln aktiv an verschiedenen thematischen Seminaren, Schulungen, Kunstfestivals und Konferenzen teil, auch internationalen. Wir engagieren uns aktiv in der pädagogischen, sozialen und kunsttherapeutischen Arbeit.

 

Arbeitsgruppen Freitag 15. und Samstag 16. Juli, 15.00 – 16.30 Uhr

Wille ─ Gefühl ─ Denken in der Grundsteinmeditation

In dieser Arbeitsgruppe befassen wir uns mit den drei Seelenkräften Denken, Fühlen und Wollen in der Eurythmie und im Besonderen in der Grundsteinmeditation. Wir betrachten die Gesten, die Bewegungen und die Formen, die für diese Kräfte charakteristisch sind, vergleichen alte und neue Wege des Denkens und versuchen, die eurythmischen Formen zu machen, die Rudolf Steiner für den Grundsteinspruch gegeben hat.
Leitung: Olga Gerasimova unter Mitwirkung von Jekaterina Abrosimova, Svetlana Artamoshina und Natalija Makarova
Sprachen: Russisch und Deutsch
Bitte Eurythmieschuhe und wenn möglich den Text der Grundsteinmeditation mitbringen.

Die Märchen von Frau Balde aus den Mysteriendramen Rudolf Steiners

Im Laufe der Arbeit machen wir uns mit den Märchen von Frau Balde aus den Mysteriendramen Rudolf Steiners bekannt. Die bildhafte Sprache der Märchen und Legenden hilft, ihre Wahrheit zu erahnen und der Seele eine Erkenntnis vermittelt, die für unser heutiges Leben wichtig ist. Wir betrachten die Abfolge der Motive in den Märchen und das Zusammenspiel ihrer Gestalten, die eurythmischen Gesten der Seelenstimmungen, ihre Bedeutung für das Erleben und Verstehen von Denken, Fühlen und Wollen, aber auch für die künstlerische Ausführung. In einigen praktischen Übungen von eurythmischen Formen, die Rudolf Steiner zu den Märchen gegeben hat, versuchen wir, Naturgesetzmässigkeiten und ihre Verbindung mit den Menschen zu erleben.
Leitung: Elena Rynkova (Tomsk, Russland)
Sprachen: Russisch und Deutsch
Bitte Eurythmieschuhe mitbringen.